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Gaia X
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15.08.2022

Was ist Gaia-X? Die europäische Cloud-Plattform im Fokus

Christian Schmitz

Das Projekt Gaia-X wurde gestartet, um europäischen Unternehmen und Bürger:innen eine leistungsfähige, sichere und vertrauenswürdige Dateninfrastruktur zur Seite zu stellen. Hinter der im Herbst 2019 von Deutschland und Frankreich ins Leben gerufenen Initiative stehen inzwischen viele europäische Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Gaia-X ist damit ein zentraler Eckpfeiler für eine europäische Cloud-Strategie.

Die Ziele von Gaia-X

Die Erwartungen an Gaia-X sind groß, denn inzwischen arbeiten über 500 Hersteller und Organisationen aus vielen Ländern intensiv an dem Projekt, darunter die Gründungsmitglieder Atos, BMW, Bosch, Deutsche Telekom, EDF Électricité de France, Fraunhofer Gesellschaft, Orange, SAP, Safran, Siemens und auch plusserver.

Ihr gemeinsames Ziel ist die Entwicklung einer vernetzten europäischen Dateninfrastruktur, die den höchsten Ansprüchen an digitale Souveränität genügt und zukunftssicher funktioniert. In einem offenen, transparenten und digitalen Ökosystem sollen Daten und Dienste verfügbar gemacht, zusammengeführt, vertrauensvoll geteilt und genutzt werden können.

Gaia-X baut auf bestehende Initiativen auf, die schon jetzt die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und Datenräume in der EU und in ihren Mitgliedsstaaten vorantreiben. Diese Initiativen bilden die Basis für einen Gaia-X-Hub. Als Knotenpunkte stellen sie sozusagen die Stimmen der Anwender auf nationaler Ebene dar.

Ihr Hauptziel ist es, ein europäisches Ökosystem aufzubauen, das nationale Initiativen bündelt und als zentrale Anlaufstelle für Interessierte im jeweiligen Land dient. Alle Komponenten stehen in engem Austausch miteinander, um sich international abzustimmen, Anforderungen zu definieren sowie regulatorische Hürden zu identifizieren und zu überwinden.

Für die IT-Strukturen der Verwaltung bedeutet das eine Mammutaufgabe: Die bislang heterogenen IT-Systeme sollten sukzessive zusammengeführt und interoperabel gestaltet werden. Das Ziel: die deutsche Verwaltungscloud. Doch trotz gesetzlicher Frist (Ende 2022) geschah zunächst wenig.

Gaia-X baut auf die bewährten Stärken Europas

Weil Gaia-X zentrale und dezentrale Infrastrukturen zu einem Verbund vernetzt, kann jeder Cloud-Anbieter zu einem Gaia-X-Knoten werden. Die Anbieter müssen eindeutig identifizierbar sein und eine Selbstbeschreibung liefern, darunter Informationen zum angebotenen Dienst, Preismodell oder zu zertifizierten Schutzgraden.

Gaia-X fördert damit den Open-Source-Gedanken und unterstützt auf dieser Basis alle Mitwirkenden, auch natürliche Personen. Dabei arbeiten alle Beteiligten auf einer gemeinsamen Plattform an definierten Arbeitspaketen, Mitglieder und Nicht-Mitglieder arbeiten Seite an Seite zusammen – sowohl aus der Anwender- als auch aus der Anbieterperspektive.

Ein zentraler Verzeichnisdienst soll Anwendern helfen, passende Anbieter und relevante Datenpools schnell und sicher zu finden. Dabei könnten bestehende Aktivitäten, wie zum Beispiel die Initiative zur Datensouveränität der IDS (International Data Spaces Association) oder die Vorarbeiten von Trusted Cloud für die Zertifizierung, integriert werden.

Gaia-X ist geprägt von Offenheit und Transparenz und baut auf die bewährten Stärken Europas: Dazu gehören unter anderem die Angebotsvielfalt sowie starke dezentrale und mittelständische Strukturen. So lassen sich die vielen Investitionen in digitale Technologien, die europaweit getätigt werden, verknüpfen und wirkungsvoller umsetzen.

Auch weiterhin ist die Rede von Interoperabilität sowie der Veröffentlichung von Standards einer Verwaltungsdigitalisierung “in strukturierter Form digital an zentraler Stelle”. Zudem soll die vollständige Digitalisierung der Verwaltungsleistungen festgeschrieben werden. End-to-End-Digitalisierung der Verwaltung bedeutet hier nicht nur ein etwaiges Portal für die Bürger:innen (Frontend), sondern auch ein digitalisiertes Backend (also die Systeme zur internen Verarbeitung). Dabei soll “vorrangig Software mit offenem Quellcode und offenen Schnittstellen” zum Einsatz kommen, auch um die digitale Souveränität zu stärken.

Gaia-X: Warum Europa ein eigenes Cloud-Projekt braucht

Gaia-X ist der Ansatz für eine europäische Cloud-Infrastruktur, die inzwischen sogar über Europa hinausgehend gedacht wird. Denn seit Jahren fordern europäische Politiker und Wirtschaftsexperten mehr digitale Souveränität für die EU und ihre Mitgliedsstaaten.

Um im digitalen Business unabhängig handeln und entscheiden zu können, benötigen Unternehmen Sicherheit. Diese ist keinesfalls selbstverständlich, weil die großen Cloud-Anbieter ihren Hauptsitz außerhalb der EU haben, wo bezüglich Datenschutz und Leistungsversprechen andere Gesetze gelten als in Europa. Hier setzt Gaia-X an, als europäische Ergänzung zum bestehenden Angebot für eine DSGVO-konforme Dateninfrastruktur.

Da Gaia-X die Datensouveränität von Unternehmen stärken möchte, ist einer ihrer zentralen Bausteine der Einsatz von Open-Source-Software, zum Beispiel der Sovereign Cloud Stack (SCS). Er ist datenschutzkonform und kompatibel mit verschiedenen Herstellern. Der SCS soll europäischen Kunden eine sichere und rechtskonforme Alternative zu den Cloud- und Plattformgiganten aus den USA und China bieten.

Als technische Grundlage für ein europäisches Cloud-Ökosystem bietet der SCS Merkmale, die ihn zu einem wichtigen Pfeiler in Sachen Daten- und Technologiesouveränität machen. Der Code soll Transparenz, Interoperabilität und Unabhängigkeit von Dritten gewährleisten, um politische und wirtschaftliche Einflussnahme zu verhindern.

SCS setzt bereits standardisierte OSS-Komponenten ein, etwa OpenStack oder Kubernetes. Zudem liefert es Standards für die Installation, Konfiguration und den Betrieb einer Cloud. Jede Implementierung wird anhand von Referenzmodellen getestet und zertifiziert. Dadurch sind alle Gaia-X-kompatiblen Clouds auf SCS-Basis interoperabel.

Gaia-X aus der Sicht eines Providers

Aus Sicht eines Cloud-Providers ist der SCS eine komplett modulare und offene Softwareumgebung: Sie besteht aus einer Vielzahl an Komponenten und bildet damit eine umfassende Cloud- und Container-Infrastruktur, die auf Standardhardware läuft. Dabei sind die Nutzer aufgrund des Serviceverbunds völlig frei, welche Dienste sie bei ihrem Infrastrukturanbieter buchen. Stattdessen wählen sie unter einer Vielzahl an Gaia-X-Anbietern die zu ihnen passenden Services aus.

plusserver ist Gründungsmitglied der Gaia-X-Trägergesellschaft und damit eine der treibenden Kräfte des Sovereign Cloud Stacks (SCS). Der SCS ist eine Kernkomponente von Gaia-X, um eine interoperable Cloud-Infrastruktur bereitzustellen. Diese Open-Source-basierte Infrastruktur ist damit unabhängig von dem Einfluss und der Kontrolle durch Dritte.

Außerdem kann jeder die SCS-Software nutzen und weiterentwickeln. plusserver ist stolz darauf, die digitale Zukunft Europas mitzugestalten und den europäischen Wohlstand sowie die europäischen Werte zu gewährleisten.

Der Grund: Ohne diese Referenzimplementierungen besteht keine Klarheit über Art und Weise der Programmierung von bestehenden und künftigen Lösungen. Wenn die technischen Spezifikationen eines Standards nicht budgetiert, projektiert und dokumentiert werden, kann kein interoperables System entstehen, das verschiedene kompatible Lösungen kombiniert. An dieser Stelle macht es sich die Bundesregierung vermeintlich leicht, und spricht vom Einsatz von Open-Source-Software sowie gängigen und bewährten offenen Standards und Schnittstellen, “wo es technisch möglich und wirtschaftlich” ist.

Europäische Werte: die Gaia-X-Leitprinzipien

Europäisches Datenschutzrecht
Gaia-X strebt eine neue, rechtssichere Cloud-Infrastruktur für den Datenverkehr innerhalb der EU gemäß Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) an.


Offenheit und Transparenz
Das Projekt setzt auf jederzeit nachvollziehbare sichere Technologien auf Open-Source-Basis, in einem offenen Ökosystem.


Authentizität und Vertrauen
Teilnehmer an Gaia-X müssen sich bzgl. IT-Sicherheit, Service, Datensouveränität und ihrer Geschäftsbedingungen zertifizieren lassen.


Digitale Souveränität und Selbstbestimmung
Eine dezentrale bzw. verteilte Datenverarbeitung über Multi-Edge, Multi-Cloud oder Edge-to-Cloud ebnet den Weg für IoT, Connected Cars und intelligente Fabrikation.


Freier Marktzugang und europäische Wertschöpfung
Das klare Bekenntnis zur Interoperabilität der Angebote verknüpft europäische Unternehmen jeder Größe: vom Industriekonzern über Mittelständler bis hin zum Start-up.


Modularität und Interoperabilität
Durch Interoperabilität und Interkonnektivität können sich irgendwann Wertschöpfungsnetzwerke sowohl intern als auch firmenübergreifend ständig neu konfigurieren.


Nutzerfreundlichkeit
Die Gaia-X-Services werden im stetigen Dialog mit Anwendern auf Nutzerfreundlichkeit geprüft: Offenheit, Modularität und geringe Hürden.

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Über den Autor

Christian Schmitz ist seit Oktober 2022 als Director Open Source für die plusserver gmbh tätig und verantwortet die Entwicklung der Ausrichtung im Bereich Cloud, mit Fokus auf Open Source und digitale Souveränität.   Mit über 25 Jahren Erfahrung in der IT-Branche bringt er tiefgehendes Wissen in Bereichen wie Cloud-Technologien, IT-Security und Geschäftsfeldentwicklung mit. Vor seiner Tätigkeit bei plusserver war er Chief Strategy & Innovation Officer bei ownCloud und verantwortete die Ausrichtung der Firma sowie die Umsetzung globaler strategischer Cloud-Projekte.

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